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Old Alibis and New Responsibility: Bakhtin’s Philosophy of the Act and Its Relevance for Contemporary Russian Literature

Tine Roesen


Seiten 359 - 390



Der vorliegende Beitrag untersucht die Philosophie der Handlung des frühen Bachtin und deren Relevanz für die russische Gegenwartsliteratur. Betrachtet man die russische Postmoderne und den Bachtinschen Karneval vom Blickwinkel einer ethischen Ästhetik, wie sie in seinen Frühschriften umrissen wird, so scheinen einige Texte der russischen Gegenwartsliteratur eine direkte Antwort auf Bachtins Imperativ des „Nicht-Alibi“ zu geben. Die Beispiele stammen aus den so genannten post-postmodernen bzw. postrealistischen Werken Aleksej Slapovskijs und Vladimir Makanins, deren Poetik – liest man sie durch das Bachtinsche Prisma – als eine neue oder reformierte Verantwortungspoetik erscheint. Um die Relevanz von Bachtins ethiko-ästhetischer Philosophie für diese literarische Entwicklung in ihrer Verbindung zu gesellschaftlichem und politischem Wandel zu unterfüttern, wird in der einleitenden Darstellung des „Nicht-Alibis“ auf zwei einschlägige Denker des 20. Jahrhunderts rekurriert – Hannah Arendt und Václav Havel. Beide werden herangezogen, um den prononciert antitotalitären ‚Kern‘ von Bachtins Schriften herauszuarbeiten – Havel benutzt sogar eine vergleichbare „Alibi“-Terminologie – und die Bedeutung dieses ‚Kerns‘ für jüngere Entwicklungen in der russischen Literatur aufzuzeigen – als einer nicht allein post-postmodernen, sondern auch posttotalitären Literatur.

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