Rolf Fieguth, Achim Geisenhanslüke, Natalie Ryabchikova, Dirk Uffelmann, Tatiana Perevozchikova, Birgit Beumers

Zeitschrift für Slavische Philologie, Jahrgang 73 (2017), Ausgabe 1, Seite 215 - 245

Birgit Beumers

Zeitschrift für Slavische Philologie, Jahrgang 70 (2014), Ausgabe 1, Seite 161 - 178

Der vorliegende Beitrag untersucht Verschiebungen in der Darstellung von Gastarbeitern im russischen Gegenwartsfi lm. Arbeitsmigranten aus früheren Sowjetrepubliken gehörten einst zur selben ‚Sowjetnation‘ und erscheinen nun als der Andere. Dieser Andere wird zunächst als Feind betrachtet, der handgreifl icher russischer Aggression zum Opfer fällt, bevor er zum Opfer institutionellen Unrechts wird. Unter Rückgriff auf Lev Gudkovs Begriff des Opferkomplexes wird gezeigt, wie Passivität, Demut und Leidensbereitschaft – Eigenschaften, die traditionell den russischen Helden ausmachen –, auf Arbeitsmigranten übertragen werden, die damit zu neuen Helden des russischen Kinos der 2000er Jahre avancieren. Indessen nehmen die russischen Protagonisten Merkmale wie Aggression und Aktivität an, die bis dato für russische Filmhelden untypisch waren. Der Gastarbeiter-Held stellt sich im gleichen Maße als Übergangsphänomen dar, wie die russischen Figuren die Qualitäten des amerikanischen Actionhelden annehmen und so einen neuen russischen Filmhelden-Typus konstituieren.