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Aporias of Cooperation

Cyprian Norwid’s Institutional Imagination and the Realm of Poetry in ‚Vade-Mecum‘

Christian Zehnder


Seiten 315 - 333



Aporien der Kooperation. Cyprian Norwids institutionelle Imagination und die Sphäre der Poesie in ‚Vade-Mecum‘

Im Vorwort zu seinem Gedichtzyklus ‚Vade-mecum‘ (1866) diagnostizierte Cyprian Norwid einen „kritischen Moment“ (‚chwila krytyczna‘) in der Geschichte der polnischen Literatur nach dem Tod der großen Romantiker. Die Poesie sollte sich von den emanzipatorischen, folkloristischen und expressiv-pittoresken Aufgaben der Romantik befreien, die laut Norwid jenseits der Zuständigkeiten der Dichtung lagen. Jene Aufgaben würden an sich herausbildende Institutionen ausgelagert werden, was eine „Normalisierung“ der Poesie zur Folge hätte. Die Darstellung moderner Institutionalisierungsprozesse ist in den Gedichten von ‚Vade-mecum‘ indessen wesentlich ambivalenter. Die These dieses Artikels lautet, dass Norwids poetische Persona symbolisch eine Institution ‚sui generis‘ ins Werk setzt, die sowohl Differenzierung als auch Integration modellieren kann—eine Singularität, die sich selbst paradoxerweise in institutionellen Begriffen porträtiert. In manchen Volten ist Norwids Ansatz vergleichbar mit der pauschalen Absage an die Arbeitsteilung etwa bei John Ruskin. Andererseits bleiben Norwids poetische Aporien institutioneller Organisation und Kooperation stets komplex und führen so den diagnostizierten „kritischen Moment“ vor.

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