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“That’s a Madcap, a Cossack Devil”

Bohun as the (Post-)Colonial Other

Iga Ziembicka


Seiten 337 - 367



In der polnischen Literatur und Kultur ist das Bild des Kosaken mehrdeutig und widersprüchlich. Dies hängt mit dem historischen Verhältnis zwischen Polen und der Ukraine zusammen, das von Abhängigkeit und Dominanz geprägt war. Die Figur des Kosaken Bohun wurde von Michał Czajkowski in seiner Erzählung „Kościół w Grużyńcach“ [„Die Kirche in Grużyńce“] (1837) eingeführt und später von Henryk Sienkiewicz in seinem Roman Ogniem i mieczem [Mit Feuer und Schwert] (1884) popularisiert. Schließlich setzte sich 2006 der polnische Autor Jacek Komuda in seinem historischen Roman Bohun mit der Figur polemisch auseinander. Im vorliegenden Beitrag werden die historischen Veränderungen der Bohun-Figur in der polnischen Kultur aus (post-)kolonialer Sicht unter besonderer Berücksichtigung jener Aspekte interpretiert, die ihn als einen Fremden erscheinen lassen. Als zentrale textinterne Motivation für das Scheitern der Liebesbeziehung Bohuns zu einer polnischen Frau wird im Beitrag die orientalisierende Darstellung des Protagonisten ausgewiesen. Die Autorin rückt zudem die signifikanten Modifikationen der Bohun-Figur bei Jacek Komuda ins Blickfeld der Analyse. In Komudas Roman wird Bohuns Fremdartigkeit relativiert und abgeschwächt. Abschließend verweist die Autorin auf die Strategien von De-Orientalisierung, De-Romantisierung sowie Humanisierung in der gegenwärtigen polnischen Bohun-Prosa, was sie als den Beweis einer post-kolonialen, selbstreflexiven Haltung der Autoren interpretiert.

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