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Of Omniscient Fish and Socialist Utopias

Emir Kusturica’s Intermedial Borrowing from Andrei Platonov in ‚Arizona Dream‘ and ‚Underground‘

Eliane Fitzé


Pages 417 - 461



In Emir Kusturicas Film ‚Arizona Dream‘ (1993) erklärt der Protagonist Axel Blackmar (Johnny Depp) zu Beginn, warum er eine besondere Vorliebe für Fische hat: “People think that fish are stupid, but I was always sure that they weren’t, because they know when to be quiet and it’s people that are stupid and fish that know everything, and don’t need to think.” Dieses Zitat ist dem Roman ‚Čevengur‘ von Andrej Platonov entlehnt (geschrieben 1926 – 1928), in dem eine der Figuren, ein Fischer, erklärt: „Der Fisch steht zwischen Leben und Tod, darum ist er stumm und sein Blick ohne Ausdruck; selbst ein Kalb denkt, doch ein Fisch nicht – er weiß schon alles“ (übers. Renate Reschke). Kusturica selbst verwies in einem Interview im Jahr 2010 auf seine Anleihe. Dennoch wurde dieser intermedialen Beziehung bisher keine wissenschaftliche Aufmerksamkeit geschenkt. Im vorliegenden Artikel werden die gemeinsamen Themen und Motive in Platonovs ‚Čevengur‘ und Kotlovan (geschrieben 1930) und Kusturicas Arizona Dream und Underground (1995) näher beleuchtet, wobei auch die Rezeption Dostoevskijs von Bedeutung ist, auf den sich sowohl Kusturica wie auch Platonov beziehen. Dabei ergeben sich interessante Schnittstellen insbesondere in Bezug auf das utopische Denken Kusturicas und Platonovs, denn beide rekurrieren auf naturphilosophische, religiöse wie auch auf folkloristische Quellen. Damit eröffnet diese Untersuchung nicht nur einen neuen Zugang zu Kusturicas künstlerischem Weltbild der frühen/mittleren 1990er Jahre, sondern gewährt auch Einblick in die jugoslawische Platonov-Rezeption der 1980er – und wirft dadurch zugleich ein neues Licht auf Platonovs Texte.

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