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Interrogative, Indefinite, Relative ‘kdor(r)’: Why Slovene Is (not so) Different

Barbara Sonnenhauser


Pages 151 - 182



Der Beitrag beschäftigt sich mit dem slovenischen Relativpronomen ‚kdor‘, das im Unterschied zum adjektivischen Relativisierer ‚kateri‘ auf die Verwendung in freien und korrelativen Relativsätzen beschränkt ist. Auch zeigt es zunächst nicht die für Relativpronomen charakteristische Ambiguität mit interrogativem und indefinitem Gebrauch. Bei genauerer Betrachtung erweist sich jedoch die komplementäre Verteilung von ‚kdor‘ (relativ) und ‚kdo‘ (interrogativ, indefinit) als rein oberflächlich: in ‚kdor‘ als lexikalisierter Kombination aus dem ‚wh‘-Pronomen ‚kdo‘ und der Partikel ‚že‘ bleiben Funktionen von ‚že‘ erhalten, die typischerweise die indefinite Interpretation von Interrogativpronomen lizensieren. Damit maskiert die gegenwärtige Morphologie in gewisser Weise ‘ältere’ Syntax – und damit auch die zugrundeliegende Ambiguität des ‚wh‘-Pronomens ‚kdo‘. Diskutiert wird zudem die Beobachtung, dass sich die Verwendung von ‚kdor‘ erst gegen Ende des 18. Jh. durchzusetzen scheint und es auch in der slovenischen Grammatikschreibung nicht vor Beginn des 19. Jh. Erwähnung findet. Dies wird nicht als Ausweis einer sprachinternen Entwicklung interpretiert, sondern als Reflex des Normierungsprozesses auf Basis des Krainerischen. Diese zentralen Dialekte, die sich zusehends als Grundlage für die Standardisierung des Slovenischen durchsetzen, weisen ‚kdor‘ auf, während es in den östlichen Dialekten fehlt. In der Tat ist ‚kdor‘ auch bereits bei Trubar und Dalmatin (16. Jh.) anzutreffen; eine übergreifende, auf dem Krainerischen basierende Norm setzt sich jedoch erst ab Ende des 18. Jh. durch.

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