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The Imprint of Kundera’s Strategic Anticolonialism on the Central European Roundtable in Lisbon (1988) and the Russian Discussants’ Tactical Nominalism

Dirk Uffelmann


Pages 39 - 53



Der vorliegende Beitrag untersucht die Implikationen des Begriffs ‚Central Europe‘, wie er bei der Lissabon-Konferenz von 1988 verwendet wurde. Unter Bezugnahme auf die epistemologische Unterscheidung von Realismus und Nominalismus wird den Verfechtern einer kulturgeschichtlichen Entität ‚Central Europe‘, die sich von ‚Eastern Europe‘ abhebe, ein strategischer Realismus attestiert, auf den die russischen Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit einem taktischen Nominalismus reagierten, der ‚Central Europe‘ eine übergreifende Essenz absprach. Der strategische Realismus der Zentraleuropäer wird auf einen in Lissabon nicht anwesenden, doch die Debatte wesentlich inspirierenden Beitrag von Milan Kundera von 1983/84 zurückgeführt. Anschließend wird der in den 1980er-Jahren verwendete Begriff ‚Central Europe‘ mit seiner antikolonialen Stoßrichtung abgesetzt von den höchstens in Ansätzen (bei Sergej Dovlatov) vorhandenen Bemühungen um eine postkoloniale Aushandlung im diskursethischen Sinne Marko Pavlyshyns. Der Beitrag schließt mit dem Votum für eine differenzierte Begriffsbenutzung der semantisch zu unterscheidenden sprachlichen Varianten ‚Europe centrale‘ (gemäß Kunderas antikolonialer Verwendung) und ‚Mitteleuropa‘ (womit entweder deutsch-hegemoniale oder posthabsburgisch-nostalgische Implikationen einhergehen).

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