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The Verbatim Drama of Lisbon

Stenography of (Anti-)Imperiality

Heinrich Kirschbaum


Pages 9 - 21



Die Konferenz in Lissabon 1988 war als Zusammentreffen von (Exil‑)Literatinnen und Literaten aus Ost‑ und Mitteleuropa mit ihren westlichen Kolleginnen und Kollegen konzipiert. Während der Abschlussdiskussion sprach jedoch die russische Schriftstellerdelegation den mitteleuropäischen Autorinnen und Autoren das Recht auf eine zentraleuropäische Selbstverortung ab, was eine entsprechende Reaktion der Betroffenen nach sich zog. Der vorliegende Beitrag betrachtet das Stenogramm der Lissaboner Schriftstellerkonferenz als Vorlage für ein potenzielles Dokumentar- Theaterstück, das demonstriert, dass nicht allein ideologische Differenzen (zwischen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Konferenz) für Missverständnisse sorgten, sondern nicht zuletzt die Modi, Codes und Kanäle der ‚Polemik‘ selbst: Von einer Exposition und anschließenden Komplikation der Meinungsunterschiede entwickelt sich das Drama von Lissabon als katastrofischer Selbstläufer hin zu einer immer absurder wirkenden Peripetie von rhetorischen Ausweichmanövern und Verdrängungen, von (anti‑)hegemonial geprägten Versprechern und ‚Verhörern‘. Der als interkulturelle Begegnung anvisierte Dialog ‚kulminiert‘ in der bis heute nachwirkenden stillen Post der (anti‑)imperialen Kommunikation zwischen Ostmitteleuropa und Russland.

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