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The Aspectual Development of Performatives in Slavic

Stephen M. Dickey


Seiten 249 - 304



Dieser Beitrag untersucht die Diachronie des Verbalaspekts in performativen Äußerungen in den slavischen Sprachen. Ausgehend von Dickey (2000), nach dem die slavischen Sprachen im Hinblick auf Aspektverwendung in performativen Äußerungen in eine östliche und eine westliche Gruppe zerfallen, beschreibt diese Analyse kurz die heutigen Muster der Aspektverwendung in performativen Äußerungen in den verschiedenen Sprachen und bespricht beleidigend- metonymische Performativa. Die semantische Grundlage des imperfektiven Aspekts bei Performativa ist die Gleichzeitigkeit der Handlung mit dem Redemoment, während die des perfektiven Aspekts die Möglichkeit bietet, eine geäußerte Handlung gleichzeitig mit dem Redemoment als vollendet zu konstruieren. Die vorhandenen Daten aus dem Altkirchenslavischen, aufgrund deren man am besten die Lage im Späturslavischen bestimmen kann, führen zu der Schlussfolgerung, dass bei „gesellschaftlichen“ Performativa der imperfektive Aspekt standardmäßig war, während der perfektive Aspekt vor allem in den Fällen erlaubt war, in denen der Sprecher die „uneingeschränkte Kontrolle“ über die in Rede stehende Situation hatte. Abweichungen von diesen Tendenzen (z. B. in den Freisinger Handschriften) sind wahrscheinlich als dialektale Variation oder als Auswirkung von Sprachkontakt mit dem Deutschen einzustufen. Seit Beginn der schriftlichen Überlieferung gibt es verschiedene Hinweise, dass Interferenz mit dem Deutschen die gesteigerte Verwendung des perfektiven Aspekts bei Performativa in den westlichen Sprachen verursacht hat, und zwar durch Übersetzungen von Redewendungen, Lehnübersetzungen und Entlehnungen. Der Umstand, dass in der Bedeutung des perfektiven Aspekts die Kategorie der Totalität erhalten geblieben ist, hat diese vermehrte Verwendung des perfektiven Aspekts begünstigt. In den östlichen Sprachen hat die Entwicklung der Bedeutung des perfektiven Aspekts von der Totalität zur zeitlicher Bestimmtheit dazu geführt, dass der perfektive Aspekt aus performativen Äußerungen verschwunden ist, außer in Fällen der kommunikativen Autorität des Sprechers, die mit der Kategorie der zeitlichen Bestimmtheit kompatibel ist. In den südslavischen Sprachen hat die Entwicklung eines ‚wollen‘-Futurs überall zu einer verhältnismäßig geringen Verwendung des perfektiven Aspekts bei Performativa geführt.

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